Gartenroboter: Autonome Allzweck-Roboter kurz vor Markteinführung
Während autonome Mähroboter immer zahlreicher und langsam zum Standard im Bereich der smarten Rasenpflege werden, erscheinen am Horizont immer mehr Roboter, die weit mehr können, als nur den Rasen mähen. Die neue Klasse der Gartenroboter kann eine Vielzahl an Aufgaben im und rund um den Garten erledigen. Doch was zunächst nur wie ein Konzept mit viel Wunschdenken erscheint, ist gar nicht so weit von der Realität entfernt. Einige Hersteller arbeiten bereits intensiv an solchen multifunktionalen Outdoor-Robotern. Die ersten Modelle sind für dieses Jahr und 2025 angekündigt. Wir schauen uns genauer an, was da auf uns zukommt und stellen einige autonome, mobile Roboter für den Garten vor.
Mähroboter waren gestern – in der Welt von morgen arbeiten vollkommen autonome Gartenroboter und kümmern sich, neben der Rasenpflege, auch um das Laub, um Unkraut, im Winter um Schnee oder können dank Roboterarmen eine Vielzahl weiterer Aufgaben übernehmen. So sollen sie zum ständigen Begleiter und Alltagshelfer rund um den Garten und Außenbereich eines Grundstücks werden. Während der etablierte Rasenroboter-Hersteller Husqvarna mit PR-Gags wie dem Computerspiel “Doom”, das man auf dem kleinen Bildschirm einiger Automower-Modelle spielen kann, Schlagzeilen macht, arbeiten Start-ups an einer ganz neuen Roboter-Generation.
Dabei kommt häufig ein modulares bzw. adaptives Konzept zum Einsatz, um den Funktionsumfang zu erweitern. Der Roboter kann so die verschiedenen Aufgaben durch unterschiedliche Module, die er eigenständig auswählen und montieren kann, erledigen. Ein Modul zum Rasenmähen kann verwendet werden, um im Frühjahr und Sommer die Rasenpflege zu erledigen und weitere Module können demselben Roboter im Herbst als Laubbläser und im Winter als Schneefräse dienen. Doch was sollen Roboter für die Gartenarbeit in Zukunft noch können? Werfen wir einen Blick auf die einzelnen Modelle.
Verdie: Autonomer KI-Roboter für den Garten
Quelle: Electric Sheep Robotics
Kürzlich wurde ein Prototyp des autonomen Roboters Verdie vorgestellt – nicht zu verwechseln mit der Gewerkschaft. Dass er zukünftig auch streiken wird, ist eher unwahrscheinlich. Verdie kann über ein adaptives System und KI verschiedene Aufgaben im Garten und Außenanlagen eigenständig erledigen. Dahinter steckt das Robotik-Start-up “Electric Sheep Robotics” aus San Francisco. Verdie unterscheidet sich optisch deutlich von anderen Gartenrobotern. Inspiriert durch Film-Roboter wie WALL-E oder R2-D2, fährt er lediglich auf zwei Rädern, die auf beweglichen Beinen angebracht sind.
Laut Hersteller ist er grundsätzlich für alle Aufgaben der Landschaftspflege ausgelegt und lernt den Umgang mit verschiedenen Werkzeugen. Im Vorstellungsvideo wurden bisher zwei Module gezeigt: ein Rasentrimmer zum Kantenmähen und ein Laubbläser. Weitere Details sind bisher spärlich gesät. Die Hersteller-Webseite zeigt ebenso noch keine Informationen zum geplanten Modell. Erhältlich sein soll der Verdie Gartenroboter jedoch bereits ab dem zweiten Quartal 2024.
Yarbo: Intelligenter Alleskönner für jede Saison
Quelle: Yarbo Inc.
Der adaptive Yarbo Gartenroboter vom gleichnamigen US-Start-up ist schon einen Schritt näher an der vollständigen Markteinführung. Eine Version mit Schneefräse-Modul, kann man bereits bestellen. Der Yarbo selbst erinnert an eine Art Pistenraupe. Er ist ausgestattet mit RTK-Technik für die Navigation, sowie Radarsensoren und Kameras für die Hinderniserkennung. Yarbo ist aus einer erfolgreichen Kickstarter-Crowdfunding-Kampagne von Ende 2022, die rund 3,5 Mio. US-Dollar einsammeln konnte, entstanden. Neben der Schneefräse sind zwei weitere Module vorbestellbar, die den Funktionsumfang des Yarbos bei Bedarf erweitern.
Rasenmäher- und ein Laubbläser-Modul sollen beide ab Mai 2024 erhältlich sein. Insgesamt sechs zusätzliche Module, etwa für die Gartenbewässerung oder zum Kehren, sind bereits in Planung. Auch Roboterarme gehören dazu. Aufbewahrt und für den Gartenroboter zugänglich gemacht werden sollen die Module in einer eigenen Station. Preislich fängt der Yarbo ohne jegliches Modul und ohne Batterie bei stolzen 4.499 US-Dollar an. Der Preis des reinen Roboters inkl. Batterie und kabelloser Ladestation liegt bei 7.337 US-Dollar. Das Rasenmäher-Modul kostet weitere 1.499 US-Dollar. Damit ausgestattet kann er laut Hersteller jedoch ganze 1.200 m² pro Stunde und 13.000 m² am Tag mähen. Das entspricht mehr als dem Doppelten unseres aktuellen Spitzenmodells ohne Begrenzungskabel, dem Mammotion Luba 2.
EEVE Willow X: Gartenroboter mit Armen
Quelle: EEVE
Der Willow X (Pro) vom Hersteller EEVE wird die zweite Modellreihe autonomer Gartenroboter des belgischen Start-ups aus 2017 werden. Er soll 2025 ab einem Preis von 4.200 € erscheinen. Ob EEVE diese Ankündigung, angesichts früherer nicht erfüllter Ankündigungen, wirklich einhalten kann, bleibt jedoch abzuwarten. Der Funktionsumfang hat es allerdings in sich: Dank Roboterarmen und eingebauter KI soll der Willow X Gartenroboter eine Vielzahl verschiedener Tätigkeiten im Garten übernehmen.
In einem YouTube-Konzeptvideo kann er nicht nur mit Besen und Kehrblech umgehen, den Müll wegbringen oder Pflanzen gießen, sondern auch Früchte oder Nüsse einsammeln, Gemüse einpflanzen und seinem Besitzer ein kühles Bier einschenken. Die Möglichkeiten erscheinen endlos. Für das Wesentliche, wie die Rasenmäh- oder Kehrfunktion, stehen dem Willow X eigene Module zur Verfügung, die er dafür nutzen kann.
Kobi: EU-geförderte KI-Technik
Quelle: The Kobi Company
Ein bereits älteres Konzept, auf das wir nur am Rande eingehen möchten, ist der Kobi. Es stammt vom Start-up “The Kobi Company” aus dem Jahr 2016, das sogar knapp 2 Mio. Euro EU-Förderungen aus dem Programm “Horizont2020” für seine branchenführenden Entwicklungen im KI-Bereich erhalten hat. Der Kobi Gartenroboter ist ebenfalls modular aufgebaut – er besitzt also verschiedene Module für unterschiedliche Funktionen. Insgesamt drei Module wurden in einem kurzen Konzeptvideo vorgestellt. Damit ausgestattet kann er entweder den Rasen mähen, Schnee räumen bzw. fräsen oder Laub wegblasen.
Die Preise sollten bei 4.000 US-Dollar aufwärts liegen. Leider konnten wir seit der Vorstellung keine Updates mehr von diesem Projekt finden – auch die Webseite zeigt keinerlei Informationen mehr zum Kobi. Wir haben den Hersteller um weitere Infos gebeten.
FarmBot: Der Gartenbau-Roboter für Gemüse und Co.
Quelle: FarmBot
Zugegeben nicht ganz so autonom und beweglich, aber dennoch im Bereich Gartenroboter erwähnenswert, finden wir den FarmBot. Dabei handelt es sich um einen Hochbeet-Roboter, der als Open-Source-Bausatz bereits erhältlich ist und den Gartenbau revolutionieren möchte. Nach dem Aufbau soll er ein Gemüsebeet bis zur Ernte vollautomatisch versorgen und seinem Besitzer dadurch viel Arbeit ersparen können. Etwas technisch und vermutlich mit einer gewissen, durchaus ernst gemeinten Ironie, nennt der Anbieter das Ganze dann “CNC Farming”.
Sicherlich nicht für jedermann, aber für Technik-Begeisterte einen Blick wert. Das Fachmagazin c’t hat den FarmBot in der Ausgabe 10/2021 ausgiebig getestet und verrät, ob er sich im Praxiseinsatz bewähren konnte. Ähnliche Konzepte sind für den Endverbraucher in naher Zukunft nicht massentauglich, jedoch in anderen Maßstäben bereits jetzt interessant für Industrie und Landwirtschaft.
Fazit: Gartenroboter – Zukunft der automatischen Gartenpflege?
Derzeit sind autonome Gartenroboter größtenteils noch in der Entwicklung, doch stehen sie teilweise kurz vor einer Markteinführung. Damit wird eine ganz neue Generation adaptiver Roboter für den Endverbraucher erhältlich sein. Geht es nach den Herstellern sollen zukünftig, neben der Rasenpflege, eine Vielzahl weiterer Aufgaben im Garten durch Roboter übernommen werden können. Dazu gehören häufig Funktionen, wie das Kehren oder Laubblasen, die Gartenbewässerung, das Schneeräumen oder auch das Einsammeln von Gegenständen. Durch verbaute KI und Roboterarme sollen die Möglichkeiten jedoch prinzipiell endlos sein. So zeigt sich der Willow X etwa beim Früchte sammeln oder Bier einschenken. Ob das Ganze eher Spielerei ist oder smarte Gartenroboter tatsächlich schneller, als wir glauben, in unseren Haushalten ankommen, wird die Zukunft zeigen.
Video: Outdoor-Roboter Willow X bei der Gartenarbeit
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Beitragsbild: © Verdie
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