Wenn der Rasen politisch wird: Wissenschaft oder Weltanschauung? Wie Anne Bergers Mähroboter-Studie die Gesellschaft spaltet

Ein Igel sucht Futter, die Gesellschaft sucht Schuldige – eine Geschichte zwischen Natur und Narrative. | Foto: andre / stock.adobe.com
Kaum ein Gartengerät wurde in den letzten Jahren so kontrovers diskutiert wie der Mähroboter. Dabei hat die Diskussion über dessen Auswirkungen auf die heimische Tierwelt in den vergangenen Jahren deutlich an Intensität gewonnen. Besonders Igel stehen im Fokus der Aufmerksamkeit, da sie bei Gefahr instinktiv nicht fliehen, sondern sich zusammenrollen – ein Verhalten, das sie gegenüber moderner Gartentechnik besonders verwundbar macht. Die Studie unter der Leitung von Dr. Anne Berger vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung behauptet, diese Problematik wissenschaftlich untersucht zu haben, doch bei genauerer Betrachtung stellt sich die Frage: Wurden wirklich neue Erkenntnisse gewonnen oder lediglich längst bekannte Sachverhalte bestätigt, um ein bestimmtes Narrativ zu stützen? Wir setzen uns ebenso für den Schutz von Igeln ein, doch wir glauben, dass echte Lösungen nur mit technischer Differenzierung und sachlicher Debatte möglich sind.
Das Wichtigste in Kürze:
- Fragwürdige Methodik: Die Igel-Studie basiert auf selektiven Facebook-Daten und realitätsfernen Testszenarien. Moderne Mähroboter wurden ausgeklammert.
- Ideologischer Bias: Statt technischer Differenzierung wird ein vorgefertigtes Feindbild bedient. Forschung dient hier eher der Bestätigung als der Erkenntnis – Moralisierung ist die Folge.
- Mediale Skandalisierung: Unkritische Berichterstattung macht fragwürdige Studien zur politischen Handlungsgrundlage und spaltet die Gesellschaft.
- Pauschalkritik statt Fortschritt: Moderne Roboter mit KI und Sensorsystemen werden ignoriert. Sinnvolle Innovationen geraten unter Generalverdacht.
- Symbolpolitik ohne Wirkung: Nachtfahrverbote kommen zu spät, greifen zu kurz und fördern Denunziantentum statt Aufklärung und technischen Wandel.
Viel beunruhigender ist jedoch die Dynamik, die sich in der öffentlichen Debatte entfaltet: Pauschale Verurteilungen von Mährobotern und deren Nutzern, oft ohne jegliche Differenzierung zwischen verschiedenen Modellen, Generationen und deren unterschiedlichen Sicherheitsstandards, führen zu einer zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierung. Politik nimmt das zum Anlass und reagiert mit reflexartigem Aktionismus in Form von Nachtfahrverboten.
In diesem Beitrag erfolgt eine kritische Analyse der genannten Studie, die die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung betont und aufzeigt, wie undifferenzierte Narrative zu Hass und Hetze im Netz beitragen sowie den konstruktiven gesellschaftlichen Diskurs belasten.
Igel, Ideologien und Irrtümer: Was wurde in der Studie untersucht?
Die im Dezember 2023 veröffentlichte Studie unter der Leitung von Anne Berger vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) untersuchte 370 Fälle von Igeln mit Schnittverletzungen, die in einem Zeitraum von 16 Monaten (zw. Juni 2022 und Oktober 2023) über ganz Deutschland hinweg gemeldet wurden. Die Daten stammten aus einer geschlossenen Facebook-Gruppe, in der private und professionelle Igelpflegestellen freiwillig Fälle dokumentierten – inklusive Fotos, Fundort, Fundzeit, Verletzungsbeschreibung und, wenn bekannt, dem weiteren Schicksal des Tiers.
Besonders kritisch zu bewerten ist schon gleich vorweg die Datenerhebung über eine geschlossene Facebook-Gruppe, die als Grundlage für die wissenschaftlichen Schlussfolgerungen diente. Solche geschlossenen Gruppen neigen zur Bildung von Meinungsblasen, in denen sich primär Gleichgesinnte sammeln und gegenseitig in ihrer bereits gefestigten Haltung bestärken. Die Gefahr einer selektiven Datensammlung ist hier besonders hoch, da überwiegend Personen mit einer kritischen Grundeinstellung gegenüber Mährobotern Fälle melden und dokumentieren.
Diese strukturelle Verzerrung der Datengrundlage wird zusätzlich relevant, wenn Gruppenmitglieder ihre ablehnende Haltung auch außerhalb dieser Plattform zeigen. Auffällig einheitliche Reaktionen auf Werbeanzeigen von Mähroboter-Herstellern könnten den Verdacht auf ein aktives, koordiniertes Vorgehen oder zumindest dessen Duldung aus dieser oder ähnlicher Gruppen heraus nahelegen. Was als wissenschaftliche Datensammlung beginnt, kann sich so zu einer koordinierten Meinungsmache entwickeln, die den Anschein objektiver Forschung erweckt, tatsächlich aber auf einer bereits ideologisch vorgefilterten Teilnehmerschaft basiert. Eine seriöse wissenschaftliche Studie hätte diese methodische Schwäche transparent machen und entsprechende Kontrollmechanismen implementieren müssen.
Studie mit Scheuklappen? Methodische Lücken und mediale Wirkung
Igel im Garten – im Fokus einer umstrittenen Studie zu Mährobotern | Foto: © Nuttaya Nampai – stock.adobe.com
Doch gehen wir zunächst weiter auf die Studie ein: In einem zusätzlichen Verhaltenstest mit 50 lebenden Igeln (Mähroboter ohne Klingen) wurden diese in „mutig“ und „schüchtern“ klassifiziert. Erwachsene Igel zeigten demnach mehr Fluchtverhalten beim ersten, weniger beim zweiten Kontakt. Dies soll Grundlage für einen zukünftigen Sicherheitsstandard werden, der aber gänzlich an der technischen Realität vorbeigeht. Ziel der Studie war es laut Eigenangabe, belastbare Zahlen zur Häufigkeit und Charakteristik solcher Verletzungen zu gewinnen, um die Debatte über nächtlich eingesetzte Mähroboter sachlich zu untermauern.
Tatsächlich wurde aber keine differenzierte Analyse hinsichtlich der eingesetzten Geräte durchgeführt. Insbesondere fehlen jegliche Angaben zu Mährobotermodellen, Baujahren oder Sicherheitsfunktionen. Damit bleibt offen, ob es sich um alte Geräte mit primitiver Bumper-Technik oder um moderne KI-gestützte Modelle mit Objekterkennung handelt. Diese Differenzierung wäre für eine objektive Bewertung essenziell gewesen, wurde aber vollständig ausgeklammert.
Die Methodik der Datenerhebung wirft weitere Fragen auf: Die Fallmeldungen erfolgten wie erwähnt freiwillig, ohne Standardisierung und ohne Kontrolle durch neutrale Dritte. Die Beurteilung der Wunden, etwa ob sie älter als zwölf Stunden waren oder von welchen Körperteilen sie stammten, wurde anhand von Fotos durch die Studienleiterin selbst vorgenommen. Zwar wurden aus den Bildern zahlreiche Kategorien abgeleitet (z. B. Maden, Gewebenekrosen, Knochenschäden), doch mangels medizinisch validierter Untersuchung vor Ort bleibt die Aussagekraft der Diagnosen begrenzt. Auch der hohe Anteil „unbekannter“ Fälle (z. B. zu Geschlecht, Alter oder Wundgröße) unterstreicht die eingeschränkte Datentiefe.
Besonders auffällig: Obwohl die zentrale Forschungsfrage suggeriert, die Verantwortung automatisierter Mähroboter wissenschaftlich klären zu wollen, wurden keine Vergleichsgruppen einbezogen (etwa konventionelle Rasenmäher, Rasentrimmer oder andere Gartengeräte). Auch ein direkter Zusammenhang zwischen bestimmten Robotertypen und den Verletzungen konnte in keinem einzigen Fall nachgewiesen werden, dennoch wird im Fazit der Studie explizit ein nächtliches Nutzungsverbot für Mähroboter als technische Lösung gefordert. Die mediale Rezeption verstärkte die einseitige Darstellung der Studie erheblich – ohne kritische Einordnung, dafür mit großer emotionaler Wirkung. So wurde ein wissenschaftlich fragwürdiges Narrativ schnell zum politisch wirksamen Argument.
Forschung auf schmalem Grat: Zwischen Erkenntnisgewinn und Meinungsmache
Abgeklebte Kamera des längst eingestellten EcoFlow Blade | Screenshot: © WDR 2 Facebook
Ebenso problematisch ist das gewählte Testszenario: In Laborversuchen wurde tatsächlich ein Mähroboter der neuen Generation verwendet, dessen Kamera jedoch gezielt abgeklebt wurde, um die bereits hinlänglich bekannten Schnittverletzungen zu reproduzieren. Dieses Vorgehen ist wissenschaftlich fragwürdig, da es die tatsächlichen Sicherheitsmechanismen moderner Geräte bewusst außer Kraft setzt und damit realitätsferne Bedingungen schafft. Statt zu untersuchen, wie effektiv die moderne KI-gestützte Hindernisvermeidung Igel tatsächlich schützen kann, wurde bewusst eine Situation konstruiert, die längst überholte Technologie simuliert.
Die methodischen Lücken schwächen die Aussagekraft der Studie erheblich. Anstatt moderne Technologien differenziert zu untersuchen, wird pauschal ein Zusammenhang zwischen nächtlichem Mähbetrieb und Igelverletzungen behauptet, ohne den tatsächlichen technischen Entwicklungsstand heutiger Mähroboter zu berücksichtigen. Eine objektive Risikobewertung moderner Modelle mit LiDAR, KI-Kamera und RTK-Systemen fand nicht statt.
Diese Herangehensweisen lassen außerdem vermuten, dass die Studie weniger darauf abzielte, konstruktive Lösungen zu entwickeln, sondern vielmehr ein bereits existierendes, ideologisch gefärbtes Narrativ wissenschaftlich zu untermauern. Die Ergebnisse waren daher erwartungsgemäß alarmierend: Knapp die Hälfte der gefundenen und gemeldeten Tiere (47 Prozent) überlebte ihre Verletzungen nicht. Besonders problematisch war dabei der Zeitfaktor, denn die meisten Igel wurden erst Stunden oder sogar Tage nach den Unfällen gefunden, was ihre Überlebenschancen drastisch reduzierte.
Zusätzlich verweist die Studie auf eine dänische Untersuchung aus dem Jahr 2021, in der 18 Mährobotermodelle an toten Igeln getestet wurden und auf die wir hier bereits eingegangen sind. Auch diese Studie betrachtete entsprechend keine KI-basierten Modelle und lässt somit keinerlei Rückschlüsse auf die Effektivität moderner Sensorik zu. Wahrscheinlich wollte man einfach an diese Studie anknüpfen. Dadurch kann aber der Eindruck erweckt werden, es seien bereits hinreichende Studien zur Gefährlichkeit von Mährobotern vorhanden – ein Trugschluss, der sich in vielen Medien und den Köpfen der Menschen unkritisch fortpflanzt. Demnach geht es immer ausschließlich um technisch veraltete Modelle.
Fragwürdige Testpraxis: Hightech-Dummys für banale Aufgaben
Hightech-Igel als Symbol: Aufwendige Dummys statt simpler Praxislösung. | Screenshot: © crashtest-service.com GmbH
Besonders irritierend ist die jüngst bekannt gewordene Zusammenarbeit mit der Crashtestfirma CTS aus Münster. Diese hat laut eigenen Angaben Igel-Attrappen entwickelt, um das Erkennungspotenzial von Mährobotern zu testen. Die Firma, sonst spezialisiert auf Tests für Flugzeugturbinen, fertigte aufwendige Dummys mit Skelett aus dem 3D-Drucker, temperaturregulierbarem Körper und künstlichem Fell. Auch wenn solche Dummys in der Luftfahrt sinnvoll sein mögen, etwa um Vogelschlag realistisch zu simulieren, wirkt der Einsatz dieser Hightech-Körper in der Gartenpraxis deutlich überzogen. Denn zur Prüfung der grundlegenden Objekterkennung moderner Mähroboter würde bereits ein günstiges Stofftier mit ähnlicher Form genügen.
Statt zu zeigen, dass moderne Sensorik wie LiDAR und KI-Kameras heute in der Lage ist, Hindernisse zuverlässig zu erkennen, erweckt die Kooperation mit einem Crashtestunternehmen eher den Eindruck einer symbolischen Machtdemonstration – nicht ohne medienwirksamer Inszenierung, aber ohne wirklichen Mehrwert für die Praxis. Auch bleibt offen, ob die verwendeten Dummys repräsentativ für lebende Igel sind oder ob hier lediglich der nächste Schritt einer Technikkritik durch überhöhte Testbedingungen eingeleitet wird. Die von Berger und CTS vorgestellte Vision eines standardisierten Crashtestszenarios nach CENELEC-Protokoll mit festgelegten Distanzen, Positionen und Igelgrößen verstärkt den Eindruck einer technokratischen Überregulierung.
Moderne KI-Systeme in Mährobotern werden typischerweise mit Millionen realer Bilddaten trainiert, die durch Deep Learning die visuelle Erkennung von Objekten wie Tieren, Pflanzen oder Hindernissen ermöglichen. Für das Training und die spätere Objekterkennung sind realitätsnahe Dummys technisch nicht notwendig, da die Systeme nicht auf physische Merkmale wie Wärme oder Gewicht reagieren, sondern auf visuelle Muster. Vor diesem Hintergrund erscheint der Einsatz aufwendig gebauter Hightech-Dummys mit Skelett, Heizfunktion und Kunstfell wenig zielführend. Ein einfaches Stofftier oder eine kostengünstige Attrappe wäre zur Validierung der Objekterkennung vollkommen ausreichend. Die Crashtest-Inszenierung wirkt somit eher symbolisch als praxisrelevant.
Wenn Technik zum Feindbild wird: Ist die Kritik an Mährobotern grundsätzlich berechtigt?
Schutzgitter für Modelle der alten Generation | © Michael Häußler
Die grundsätzliche Sorge um den Schutz von Igeln und anderen Wildtieren ist zweifellos berechtigt und wichtig. Die alte Generation kabelgebundener Mähroboter hat definitiv Schwächen, die bei falschem Einsatz zu tragischen Unfällen führen können. Diese alten Geräte sind leider auch noch häufig im Einsatz, vorwiegend bei aus unserer Sicht verantwortungsvollen Besitzern, die sich durch den öffentlichen Diskurs längst der Problematik bewusst sind. Unfälle können natürlich dennoch passieren, weshalb ein zeitnaher Umstieg auf moderne Geräte wichtig ist. Die Technik ist da, die Kosten sind drastisch gefallen, und die Konkurrenz am Markt hat die Auswahl und Einsatzmöglichkeiten stark erweitert. Kabellose Mähroboter sind mittlerweile ein gesundes, innovatives Marktumfeld, über das mehr berichtet und aufgeklärt werden sollte.
Problematisch wird es, wenn diese berechtigte Sorge in pauschale Kritik umschlägt, die nicht zwischen verschiedenen Gerätegenerationen, Sicherheitsstandards und technologischen Entwicklungen differenziert. Ein kritischer Blick auf die Studie von Frau Berger zeigt erhebliche methodische Schwächen: Die Untersuchung konzentrierte sich ausschließlich auf Schadensfälle, ohne eine repräsentative Bewertung der Gesamtsituation vorzunehmen. Gerade die Unterscheidung nach Modell und Baujahr wäre für eine seriöse wissenschaftliche Bewertung jedoch essenziell gewesen.
Anne Berger spricht in einem Interview sogar noch Ende 2024 davon, dass es keine igelsicheren Mähroboter gäbe und sämtliche Tests keine solchen Geräte zeigen würden, was absurd ist und Zweifel an ihrem technischen Verständnis aufwirft, zumindest wenn man ihr an dieser Stelle keine Absicht unterstellen möchte. Dabei verweist sie natürlich auf die Studie ihrer Kollegin Frau Rasmussen aus Dänemark von 2021, die damals noch nicht die moderne Generation (ab 2022) untersuchen konnte. Das ist also kein Beleg. Ferner spricht sie davon, dass ihr Team gerade intensiv KI-Verfahren zur Bilderkennung entwickeln würde, die man später auch auf ältere Geräte montieren können soll. Leider würde die Marktreife viele Monate bis Jahre dauern.
Navimow i Serie: beliebtestes Modell im letzten Jahr – Marktstart Anfang 2024
Aussagen, die zu einer Zeit veröffentlicht wurden, in der es längst zahlreiche marktreife Systeme in Serie gab, wie eine einfache Google-Recherche gezeigt hätte. Davon abgesehen ist das Nachrüsten alter Modelle mit solchen Systemen recht aufwendig und würde sich wirtschaftlich sicherlich kaum lohnen. Insofern ist dieser Ansatz genauso wenig zielführend wie die gesamte Studie. Im Jahr 2025 legte der Markt kabelloser Geräte der neuen Generation noch einmal kräftig zu – absehbar war das ebenfalls bereits Ende 2024.
Als führende Stimme in der Mähroboter-Community haben wir bereits früh auf die Igel-Problematik hingewiesen und umfassende Schutzmaßnahmen für Igel aufgezeigt. Wir empfehlen schon seit Jahren die Modelle der neuen Generation veralteter Technik vorzuziehen und sind mittlerweile dazu übergegangen, kabelgebundene Modelle gar nicht mehr aktiv zu bewerben.
Ebenso haben wir die Auswahl veralteter Modelle bei Stiftung Warentest kritisiert und die tatsächlichen Auswirkungen von Mährobotern auf die Artenvielfalt inkl. Igel-Schutzmaßnahmen bereits 2019 wissenschaftlich fundiert analysiert. Im Jahr 2018 hatte die Industrie mit dem Robomow RS635 Pro SV erste Konzepte mit Bilderkennung entwickelt. Ende 2021 ging mit der Segway Navimow H-Serie die erste Modellreihe mit Kamera breitflächig in den Verkauf, damals jedoch noch ohne aufwendige KI-Analyse und Klassifizierung. Innerhalb weniger Jahre ist das Angebot bei der neuen Generation explodiert, die Technik ist um ein Vielfaches besser geworden, bei weniger als der Hälfte der anfänglichen Kosten in Relation zur Fläche – Tendenz weiter sinkend. Wir möchten dennoch klarstellen, dass wir selbstverständlich den Schutz der Tiere und Umwelt ernst nehmen und ihn als wichtigen Bestandteil eines verantwortungsvollen Umgangs mit moderner Technik verstehen.
Fortschritt statt Pauschalkritik: Warum moderne Mähroboter die Lösung sind
Die neue Generation von Mährobotern setzt auf fortschrittliche Technologien, die sowohl die Effizienz als auch die Sicherheit drastisch verbessert haben. Moderne Modelle wie der Mammotion Luba, Segway Navimow oder Ecovacs Goat besitzen mehrstufige Kollisionserkennungen mit teilweise hohem Sichtfeld und Reichweiten, die es ermöglichen, eine Vielzahl verschiedener Objekte frühzeitig zu erkennen und sicher zu umfahren. Doch diese Technik gewährleistet nicht nur die Sicherheit von Menschen und Tieren, sondern optimiert auch den Mähvorgang erheblich.
Besonders bedeutsam ist der Übergang vom zufallsbasierten zum systematischen Mähprinzip. Während ältere Mähroboter oft stundenlang chaotisch durch den Garten fuhren und lediglich einen einfachen Bumper als Sicherheitsmechanismus besaßen, der Igel aufgrund ihrer geringen Größe häufig gar nicht erkennen konnte, arbeiten moderne Geräte mit hochpräzisen Sensorsystemen. LiDAR-basierte Modelle wie der Mova 600 scannen die Umgebung in 360 Grad und mit hohen Reichweiten. Sie erkennen Hindernisse wie Bäume, Spielzeug oder Tiere zuverlässig, auch bei schlechten Lichtverhältnissen.
TerraMow S800 mit reiner Kamera-Navigation: Seit Ende 2024 eines der erfolgreichsten und sichersten Modelle.
Rein kamerabasierte Systeme wie die Modelle von TerraMow/eufy nutzen KI-gestützte Technologie für Echtzeit-Hindernisvermeidung und können Hindernisse nicht nur zuverlässig erkennen, sondern auch klassifizieren. Die verwendeten neuronalen Netzwerke lernen durch unzählige Datenmengen kontinuierlich und verbessern ihre Objekterkennung stetig. Sie arbeiten im Grunde wie das menschliche Gehirn. Die zugrundeliegenden KI-Modelle werden in der Regel zentral in Hochleistungsrechenzentren mit spezialisierten KI-Chips der bekannten Hersteller trainiert. Die fertigen Modelle werden anschließend in lokale Systeme integriert, sodass die Geräte prinzipiell Entscheidungen direkt vor Ort und in Echtzeit treffen können – ganz ohne Internetzugang und Anbindung an eine Cloud.
Bereits in Planung befinden sich sogar Wärmebild-Sensoren, die lebende Tiere durch ihre Körpertemperatur erkennen können. Schon heute kann man je nach Modell allerdings von überall aus per App, teils inkl. PIN-Schutz und natürlich nach geltenden Datenschutzstandards, auf die Kamera der Geräte zugreifen und so den Mähvorgang in Echtzeit nebenher überwachen, wenn man das möchte, sowie jederzeit manuell eingreifen, falls nötig.
Ein entscheidender Punkt ist auch, dass moderne Mähroboter standardmäßig mit Tierschutz-Zeiten ausgestattet sind und nachts ohnehin nicht fahren. Manche Modelle wie der TerraMow S800 verweigern aus technischen Gründen sogar den nächtlichen Betrieb, da sie ausschließlich mit KI-Kameras arbeiten und ausreichend Licht für eine zuverlässige Navigation benötigen. Nicht immer waren diese Tierschutz-Zeiten ab Werk eingestellt, was Frau Berger zu Recht im zuvor genannten Interview erwähnte, allerdings änderte sich das mit den zahlreichen Software-Updates und neuen Modellen. Mittlerweile ist diese Einstellung üblicherweise voreingestellt.
Die systematische Arbeitsweise moderner Mähroboter bedeutet auch, dass nächtliche Einsätze oft gar nicht mehr erforderlich sind. Durch die deutlich gesteigerte Effizienz bzw. Flächenleistung (m² pro Std.) können die meisten Rasenflächen problemlos während der Tageszeit gemäht werden, was automatisch das Risiko für nachtaktive Tiere eliminiert. Während Nutzer älterer Generationen ihre Geräte oft bis in die Dämmerung oder Nacht laufen ließen, nicht aus Bösartigkeit, sondern aufgrund der ineffizienten Chaos-Navigation, die oft nicht die gesamte Fläche erfasste, können moderne Geräte einen kompletten Garten meist in wenigen Vormittagsstunden mähen und lassen ausreichend Zeit für die Gartennutzung.
Forschung mit Nebenwirkung: Falsche Narrative führen zu Hass & Hetze im Netz
Hitzige Debatten: Mähroboter-Nutzer im Kreuzfeuer pauschaler Vorwürfe. | Foto: © Slowlifetrader – stock.adobe.com
Die Verbreitung undifferenzierter und falscher Narrative kann zu einer gefährlichen Polarisierung der Gesellschaft führen. Wenn Mähroboter pauschal als “Igelkiller“, “Killerroboter“, “Insekten-Schredderer” oder “Tiermörder-Maschinen” diffamiert werden, ohne zwischen verschiedenen Modellen, Generationen und deren vollkommen unterschiedlichen Sicherheitsstandards zu unterscheiden, entsteht ein verzerrtes und irreführendes Bild der Realität.
In sozialen Medien manifestiert sich diese Polarisierung in Form von Hasskommentaren und gezielter Hetze, sowohl gegen Hersteller als auch gegen Nutzer von Mährobotern. Begriffe wie “Technik-Verbrecher“, “Umweltzerstörer” oder “Tiermörder” werden scheinbar systematisch verwendet, um Personen zu diffamieren, die moderne Gartentechnik einsetzen. Shitstorms unter Werbeanzeigen oder Zeitungs-Berichten sind alltäglich. Besonders häufig tauchen auch Schockbilder mit den angeblichen Verletzungen in den Kommentaren auf, bei denen man aber als Laie teilweise schon erkennt, dass sie nicht dem Mähroboter angelastet werden können, z. B. wenn das Opfer an einem Bordstein liegt. Die genaue Herkunft der Verletzung ist auf Nachfrage dann eher zweitrangig, wie sich häufig zeigt. Der Zweck heiligt offenbar die Mittel.
Besonders problematisch sind Aussagen wie “Wer einen Mähroboter hat, hat das Blut von Igeln an den Händen” oder “Mähroboter-Besitzer sind Tierquäler“. Nutzer werden pauschal als “dumm, faul und ignorant” beschimpft – Formulierungen, die in Online-Diskussionen regelmäßig auftauchen und eine sachliche Debatte unmöglich machen. Wenn doch Debatten entstehen, folgen sie häufig einem immer gleichen Schema, das Fakten und Differenzierung ignoriert und eher auf persönliche Beleidigungen, Diffamierung hin zu weiterem schädlichem Verhalten abzielt. Auch inhaltlich gleichen sich die Beiträge oft bis in die Wortwahl, was ein deutliches Indiz für ein möglicherweise koordiniertes Vorgehen innerhalb der Igel-Gruppen und ihrer Meinungsblase ist.
Diese Entwicklung wird oft von Personen vorangetrieben, die sich in einer moralischen Überlegenheit wähnen und komplexe technische Sachverhalte zu simplen Gut-Böse-Schemata verkürzen. Viele dieser selbst ernannten Naturschützer greifen falsche Narrative wohlwollend auf, da sie ihre bereits gefestigte Weltanschauung bestätigen. Hier zeigt sich der psychologische Effekt der kognitiven Dissonanz besonders deutlich, denn Personen in diesem Umfeld folgen häufig einem einfachen Freund-Feind-Schema: Technik gilt als Bedrohung, Nutzer als Täter. Differenzierte Informationen werden ignoriert, solange sie das eigene Weltbild stören. Eine tiefergehende soziologische Betrachtung der Igelhilfe-Bubble sparen wir uns an dieser Stelle – das wäre dann wirklich ein eigenes Kapitel.
Mähroboter unter Beschuss: Was die Debatte über Igel, Anne Berger und Ideologie zeigt
Private Gärten besitzen häufig genügend Ausgleichsflächen. | Foto: © LimeSky – stock.adobe.com
Diese Entwicklung ist für liberale demokratische Gesellschaften besonders gefährlich, da sie den rationalen Diskurs untergräbt und durch emotionale Aufladung ersetzt. Wenn moralische Fragen zu Gesinnungsfragen werden, wird kompromissorientierte Politik unmöglich. Das vermeintlich harmlose Thema Mähroboter ordnet sich damit in eine besorgniserregende gesamtgesellschaftliche Entwicklung ein, die tagtäglich zu beobachten ist und von ideologischer Verhärtung sowie dem Verlust der Fähigkeit zur differenzierten Betrachtung komplexer Sachverhalte geprägt ist.
Besonders die vermeintlich organisierten Igelhilfe-Gruppen und deren Umfeld verbreiten dabei scheinbar systematisch falsche Informationen. Sie behaupten beispielsweise, dass Mähroboter neben Kleintieren auch “alle Insekten töten” – eine Aussage, die jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehrt. Tatsächlich ist die Sogwirkung bei herkömmlichen Rasenmähern deutlich stärker und führt zu wesentlich mehr Insektentod. Beim manuellen Rasenmähen im hohen Gras werden zudem häufiger Frösche, Mäuse oder andere Kleintiere übersehen und verletzt oder gar getötet.
Weitere falsche Behauptungen umfassen die Notwendigkeit des täglichen Betriebs von Mährobotern und den in der Folge “klinisch reinen Rasenflächen“. Moderne Geräte können flexibel programmiert werden und müssen keineswegs täglich laufen. Die Schnitthöhe lässt sich meist elektronisch über die zugehörige App so einstellen, dass Gänseblümchen, blühender Klee oder flacher Löwenzahn stehen bleiben und Lebensraum für Insekten bieten können. Auch Sperrzonen können in wenigen Augenblicken eingerichtet werden, um etwa Blühinseln im Frühling zu ermöglichen. Eine Studie der Uni Hohenheim mit Stihl hat zudem gezeigt, dass sich Blühpflanzen an den Schnitt von Mährobotern anpassen und dann eher in Breite wachsen, was mehr Biodiversität erlaubt als herkömmliche Rasenmäher mit Fangkorb. Entscheidend ist dabei die Schnitthöhe.
Zudem haben private Gärten statistisch gesehen kaum Auswirkungen auf die Biodiversität generell und stehen in keinem Zusammenhang mit dem Insektensterben, das primär durch industrielle Landwirtschaft und Pestizideinsatz verursacht und immer wieder als vermeintliches Argument in diesem Zusammenhang angebracht wird. Dem Igel als sog. Kulturfolger (Wildtiere, die sich an den vom Menschen geprägten Lebensraum angepasst haben) wurde lange vor dem Mähroboter bereits der Straßenverkehr zum Verhängnis, der natürlich auch heute noch zur mit Abstand größten Bedrohung neben dem schwindenden Futterangebot gehört. Das soll keinesfalls Unfälle mit Mährobotern relativieren, allerdings muss man die Opferzahlen auch in einem größeren Kontext betrachten.
Die Form der Kommunikation ausgehend von Igelhilfe-Gruppen und deren Umfeld in sozialen Netzwerken führt nicht nur zu einer gesellschaftlichen Spaltung, sondern verhindert konstruktive Lösungsansätze. Statt gemeinsam nach Wegen zu suchen, wie Technologie und Tierschutz miteinander in Einklang gebracht werden können, werden Fronten verhärtet und pauschale Schuldzuweisungen vorgenommen.
Nachtfahrverbote: Ein verspäteter Aktionismus ohne Wirkung?
Nachtfahrverbote ohne Wirkung: Technik längst weiter als die Politik. | Foto: © Henrik Dolle – stock.adobe.com
Als Reaktion auf die Studienergebnisse und die öffentliche Debatte haben mehrere deutsche Städte Nachtfahrverbote für Mähroboter erlassen. Was früher nur für Lkws galt, gilt also heute auch für Mähroboter – inklusive Bußgeldandrohung. Köln führte im Oktober 2024 ein entsprechendes Verbot ein, Leipzig folgte im April 2025. Kommt ein Igel in Düsseldorf zu Schaden, drohen sogar drakonische Strafen bis zu 50.000 €. Damit wird der Mähroboter zum neuen Spitzenreiter im Bußgeldkatalog. In München sieht der RKU zwar “erhebliche rechtliche Bedenken“, bei der technischen Einschätzung verlässt man sich allerdings auf den veralteten Bericht der Stiftung Warentest. Die Verbote gelten typischerweise von 30 Minuten vor Sonnenuntergang bis 30 Minuten nach Sonnenaufgang. Meldungen über die Einführung der Verbote waren in den sozialen Medien entsprechend willkommener Anlass für die üblichen Hasskommentare. Demnächst gibt’s dann wahrscheinlich Blitzerfotos aus dem Vorgarten. Doch zurück zum eigentlichen Problem.
Die regulatorische Maßnahme kommt für die moderne Mähroboter-Generation zu spät und verfehlt damit ihre eigentliche Wirkung. Bereits seit 2022 haben Hersteller verstärkt auf Technologien gesetzt, die eine sichere und hocheffiziente Nutzung der Geräte auch – und sogar bevorzugt – tagsüber ermöglichen. Die dramatisch gesteigerte Effizienz moderner Modelle macht nächtliche Einsätze überflüssig.
Ein entscheidender Faktor ist auch die Preisentwicklung: Die preislichen Unterschiede zwischen älteren und neueren Modellen sind in den Jahren 2024 und 2025 minimal geworden. Moderne Mähroboter mit fortschrittlichen Sicherheitssystemen sind mittlerweile für einen Großteil der Verbraucher erschwinglich, wodurch der Umstieg auf sicherere Technologie deutlich einfacher geworden ist. Mittlerweile sind fortschrittliche und ausgereifte Mähroboter ohne Begrenzungskabel (neue Generation) für deutlich unter 1000 € erhältlich. Beliebte Modelle sind hier: Yuka mini, Navimow i oder Mova 600. Die technische Vielfalt und Komplexität steigen gleichzeitig – die Nutzerfreundlichkeit in aller Regel allerdings auch.
Hätte man vor fünf oder zehn Jahren entsprechende Regulierungen eingeführt, hätte dies die Entwicklung moderner Geräte möglicherweise beschleunigen können. Heute kommen die innovativsten Mähroboter jedoch ausschließlich aus China, während der europäische Marktführer Husqvarna diesen Generationswechsel weitgehend verschlafen hat und kontinuierlich Marktanteile verliert. Chinesische Hersteller wie Segway, Mammotion, Dreame oder Ecovacs nutzen Kameratechnik, LiDAR und KI-Analyse in Serienreife, während die Husqvarna-Gruppe mit seinem kabellosen NERA-System oder den Gardena Sileno Free Modellen weiterhin deutlich hinterherhinkt und wohl erst ab 2026 ähnliche Technik anbieten möchte. Eine sinnvolle Regulierung in der Vergangenheit hätte europäische Hersteller frühzeitig zu mehr Innovation zwingen können. Die Firma Stihl, die übrigens immer wieder in der aktuellen Berichterstattung mit ihren Bemühungen in dieser Hinsicht zitiert wird, haben selbst noch keine Modelle der neuen Generation und echte Innovationen fehlen bislang. Warum ausgerechnet Stihl in der Debatte angesprochen wird bzw. sich äußert, bleibt rätselhaft.
Luba 2X: Erfolgsmodell in der 3. Generation. Der Vorgänger bestand Anfang 2024 bereits unseren Igeltest.
Problematisch ist auch die praktische Durchsetzung dieser Verbote: Wer soll das kontrollieren? Die Gefahr besteht, dass dies zu einem bespitzelnden Verhalten zwischen Nachbarn führt, das die gesellschaftliche Spaltung weiter fördert. Ein pauschales Nachtfahrverbot berücksichtigt weder die technologischen Entwicklungen noch erweckt es den Eindruck, dass es möglicherweise Unterschiede bei Mährobotern gibt und eben nicht alle Modelle gleichermaßen gefährlich sind.
Würde man diese Verbote allerdings mit Aufklärungskampagnen über moderne Technik kombinieren, hätten sie zumindest einen effektiven Nutzen. In der Berichterstattung zu Nachtfahrverboten wird jedoch moderne von alter Technik so gut wie nie unterschieden – Differenzierung fehlt völlig. Ob sich Besitzer durch reine Verbote tatsächlich in nennenswerter Zahl frühzeitig zum Kauf einer modernen Alternative bewegen lassen, ist eher fraglich. Meist sind diese Optionen bisher nicht allzu bekannt, oder es fehlen Praxiserfahrungen und echte Testberichte von Experten, die für eine Kaufentscheidung wichtig sind. Das alt-eingesessene Händler-Netz trägt sein Übriges dazu bei und bietet häufig kein unabhängiges Produktsortiment mit modernen Geräten. Es gibt allerdings auch Ausnahmen, wie deinmaeher.de, die ein fortschrittliches Produktsortiment pflegen und eine äußerst hohe Kundenzufriedenheit genießen.
Polarisierung durch Vereinfachung: Wenn Technikdebatten zum Kulturkampf werden
Die Debatte um Mähroboter und deren Auswirkungen auf die Tierwelt ist ein exemplarisches Beispiel dafür, wie undifferenzierte Schuldzuweisungen den gesellschaftlichen Diskurs belasten und konstruktive Lösungsfindung verhindern können. Diese Tendenz zur ideologisch gefärbten, pauschalen Verurteilung scheint, wie eingangs erwähnt, ein besorgniserregendes gesamtgesellschaftliches Phänomen unserer Zeit zu sein, das gefährliche Tendenzen zur Spaltung und zum Autoritarismus fördert.
Anstatt gemeinsam nach innovativen Wegen zu suchen, wie Technologie und Naturschutz harmonisch miteinander verbunden werden können, werden oft reflexartig Schuldige gesucht und pauschal verurteilt. Diese Entwicklung zeigt sich nicht nur bei Mährobotern, sondern auch bei anderen gesellschaftlichen Themen: Komplexe Sachverhalte werden zu simplen Gut-Böse-Schemata verkürzt, differenzierte Betrachtungen als störend empfunden und abgelehnt.
Unsere Medienlandschaft greift dabei immer wieder erschreckend wohlwollend und einheitlich solch undifferenzierte Betrachtungsweisen auf und verbreitet sie ungefiltert weiter – zumeist ohne kritische Einordnung, technische Differenzierung oder journalistische Sorgfaltspflicht. Dadurch wird nicht nur ein verzerrtes Bild moderner Technologien gezeichnet, sondern auch gesellschaftliche Spaltung weiter befördert, weil emotionalisierte Narrative stärker wirken als sachliche Argumente.
Der gefährliche Kreislauf: Wissenschaft, Medien und Politik im Gleichschritt
Kleiner Igel, große Wirkung: Wenn Medien mehr stacheln als schützen. | Foto: © mirkograul – stock.adobe.com
Er wollte nur Futter – jetzt führt er eine Debatte über Technik, Ethik und Ideologie. Kritisch beäugt, politisch aufgeladen: der Igel als Symbol unserer Zeit. Diese Entwicklung zeigt ein gefährliches Zusammenspiel aus Wissenschaft, Medienlandschaft und Politik, bei dem sich Akteure gegenseitig in ihrer Haltung bestärken, anstatt einander kritisch zu hinterfragen.
Wissenschaftliche Studien mit fragwürdiger Methodik werden bereitwillig von Medien aufgegriffen und skandalisierend verbreitet – ohne journalistische Prüfung der Hintergründe. Nach dem Motto: Die dpa-Meldung wird schon alles Wichtige enthalten. Die Politik wiederum reagiert anschließend reflexartig auf den öffentlichen Druck, indem sie mit symbolischen Verboten antwortet, statt sich auf evidenzbasierte Regulierung und technologische Förderung zu stützen.
Der Kreis schließt sich bei Beiträgen zum Nachtfahrtverbot, die bei den großen Zeitungen und Magazinen allesamt keinen einzigen Hinweis auf entscheidende technische Unterschiede oder Lösungsansätze enthalten, stattdessen wird lieber hinterfragt, ob ein Mähroboter überhaupt notwendig sei. Man greift ungeprüft das Narrativ der NABU-Experten auf. Werden doch mal “kontroverse Diskussionen” erwähnt, ging es offenbar lediglich um die Umsetzbarkeit. Das geht bis zu aus dem Kontext gerissenen Statistiken, wie beim MDR, der einen Absatz betitelte mit “400 Igel von Mährobotern in Leipzig verletzt“, nur um dann fortzuführen mit “In Leipzig wurden 2024 etwa 400 Igel durch Gartenmaschinen verletzt und 35 bis 40 getötet.” Wir haben diese Zahlen angefragt und werden sie entsprechend ergänzen. Jedenfalls ist diese Überschrift ziemlich irreführend, weil es dabei um alle Gartenmaschinen inkl. Freischneidern etc. geht.
In einem weiteren Beitrag vom MDR liest man “Ein Nachtfahrverbot sei dabei das ‘Allermindeste’ […]” – ein Indiz, wohin die Reise gehen soll? In den Kommentarspalten der sozialen Medien wird ein generelles Verbot aller Mähroboter bereits häufig gefordert. Einzig Bild geht zumindest etwas in die richtige Richtung und spricht von “Das Problem seien häufig günstige Modelle“, sowie “Oft sind Sensoren zu schwach“, was zwar keine adäquate Erklärung ist und auch keinen Lösungsansatz bietet, aber es war zumindest ein Versuch der differenzierten Einordnung.
Auch die Sueddeutsche übernimmt das Narrativ von Frau Berger und lässt sie die vollkommen veraltete Studie der Universität Aalborg aus 2021 zitieren, die ausschließlich auf der alten Mähroboter-Generation basiert. Im weiteren Verlauf erwähnt Frau Berger immerhin “Geräte[…], die auf KI-Bilderkennung setzen“. Sie halte diese für “am aussichtsreichsten“, tut anschließend aber so, als hätte bisher niemand diese Geräte getestet und sagt “Nicht eines [der] derzeit auf dem Markt befindlichen Geräte ist demnach zu empfehlen“, was aus unserer Sicht eine eklatante Fehleinschätzung und Irreführung ist.
Im Kölner Stadt-Anzeiger kommt ein Igel-Verein zu Wort, der einfach mal behauptet “Selbst moderne Mähroboter würden oftmals nicht rechtzeitig stoppen” und damit ebenfalls die Pauschalisierung weiter befeuert. Natürlich gibt es keinen hundertprozentigen Schutz, aber in 90–95 % der Fälle kann nach unserer Erfahrung ein bewährter Mähroboter der neuen Generation Kollisionen verhindern, was zusammen mit den voreingestellten Tierschutz-Zeiten eine drastische Verbesserung gegenüber früheren Modellen darstellt. Insofern ist das kein valides, sondern ein klassisches Strohmann-Argument, eine der häufigsten Manipulationsformen. So entsteht ein Kreislauf der gegenseitigen Bestätigung, in dem komplexe Sachverhalte vereinfacht, Innovation gehemmt und gesellschaftliche Spannungen weiter verschärft werden.
Modernisieren statt Moralisieren: Konstruktive Alternativen zur Verbotspolitik
Dreame A2 mit LiDAR & KI-Kamera: Sicherheit auf höchstem Niveau.
Statt auf Verbote und Repression zu setzen, wäre es sinnvoller, auf Aufklärung, technologischen Fortschritt und freiwillige Selbstregulierung zu setzen. Die Mähroboter-Industrie hat bereits bewiesen, dass sie innovative Lösungen entwickeln kann, die sowohl den Bedürfnissen der Nutzer als auch dem Tierschutz gerecht werden. Pauschale Verbote hingegen hemmen Innovation und schaffen ein gesellschaftliches Klima des Misstrauens.
Dabei gäbe es längst realistische, effektive und gesellschaftlich tragfähige Alternativen zu solchen Repressionen:
- Freiwillige technische Standards durch Herstellerinitiativen
- Öffentlichkeitsarbeit & Aufklärungskampagnen, um über technische Unterschiede und Nutzungsverhalten aufzuklären
- Austauschprogramme für Altgeräte, nach dem Motto „Modernisieren statt Moralisieren“
- Realitätsnahe Sicherheitslabels, die tatsächliche Technologien abbilden statt Ideologie
Die Einführung eines europaweit standardisierten Igel-Sicherheitszertifikats, wie von Frau Berger gefordert, klingt zwar erst einmal nach einer guten Idee, kann bei falscher Umsetzung aber wiederum schnell Innovationen hemmen und zu einer Regulierungsstarre führen – ein typisches Phänomen. Auch angesichts des aktuellen technischen Standes und den mit einer solchen Regulierung verbundenen Kosten halten wir diese Forderung für unausgereift, veraltet in ihrer Methodik und politisch instrumentalisiert. Mehr Futter oder deutlich bessere Lebensräume für den Igel schafft das allein kaum.
Stellungnahme-Anfrage an die Studienverantwortlichen
Im Sinne einer ausgewogenen Berichterstattung und zur Klärung der aufgeworfenen methodischen und ethischen Fragen haben wir einen umfassenden Fragenkatalog an Anne Berger und das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung gesendet. Dieser umfasst 29 detaillierte Fragen zu den methodischen Schwächen der Studie, zur Finanzierung, zur wissenschaftlichen Objektivität sowie zur gesellschaftlichen Verantwortung der beteiligten Forscher und Institutionen.
Wir erwarten eine zeitnahe und vollständige Stellungnahme zu den aufgeworfenen Kritikpunkten und werden diese nach Eingang ungekürzt in diesen Artikel einarbeiten. Sollte keine Antwort erfolgen oder diese unvollständig ausfallen, werden wir dies entsprechend dokumentieren und bewerten. Wir sind überzeugt, dass die Öffentlichkeit ein Recht darauf hat zu erfahren, wie mit öffentlichen Mitteln finanzierte Forschung methodisch vorgeht und welche Interessenlagen hinter wissenschaftlichen Studien stehen, die zu gesellschaftlicher Polarisierung beitragen.
Schlussplädoyer: Fortschritt statt Feindbilder
Wer den Tierschutz wirklich ernst nimmt, sollte nicht bei symbolischen Verboten stehen bleiben, sondern echten Fortschritt möglich machen. Moderne Mähroboter zeigen längst, wie Technik verantwortungsvoll mit Natur koexistieren kann – präzise, effizient und mit eingebauten Tierschutzmechanismen. Wer stattdessen weiterhin pauschal verurteilt, ignoriert bewusst den Stand der Technik, vergiftet damit den Diskurs und macht sich mitschuldig an einer politischen Kultur, die lieber verbietet als verbessert.
Wir brauchen keine neue Feindbilddebatte – wir brauchen Aufklärung, Differenzierung und den Mut, Ideologien durch Innovation zu ersetzen. Wer differenziert, schützt mehr. Wer auf Fortschritt setzt, schafft echte Lösungen. Und wer glaubt, den Igel mit alten Narrativen retten zu können, verpasst nicht nur die Realität, sondern auch die Zukunft. Während der Igel längst weitergezogen ist, mähen wir uns weiter durchs Dickicht der Emotionen. Am Ende wird nicht der Igel gespalten, sondern die Gesellschaft. Der Fortschritt ist längst da, nur einige suchen ihn noch mit der Taschenlampe im Abendgrauen.
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