Neuer Kärcher Mähroboter: Modell RCX 6 ohne Begrenzungskabel angekündigt
Ein neuer Mähroboter eines hierzulande sehr bekannten Herstellers kündigt sich an: der Kärcher RCX 6. Das letzte Modell von Kärcher stammte aus 2018 und erfreute sich eher mäßiger Beliebtheit. Nun möchte man offenbar einen zweiten Versuch starten und präsentierte auf der IFA 2024 einen Mähroboter ohne Begrenzungskabel. Der Kärcher RCX 6 ist für die Gartensaison 2025 geplant und soll ab März für 3.299 EUR (UVP) in den Verkauf gehen. Geeignet ist er für Rasenflächen bis 3.000 m². Doch kann Kärcher ohne Erfahrungen in diesem Markt wirklich überzeugen? Wir verraten, warum man hier sehr zuversichtlich sein kann. Das Konzept von Kärcher beim RCX 6 ist aus unserer Sicht eine kluge Entscheidung des Konzerns aus Winnenden in Baden-Württemberg.
Kärcher ist bekannt durch seine Hochdruckreiniger und wurde zum Inbegriff dieser Geräteklasse. Mit Reinigungsgeräten und -systemen sind sie weltweit führend. Insgesamt bietet man eine breite Produktpalette an. Doch bei Mährobotern hatte das Unternehmen mit dem RLM 4 bisher eher geringen Erfolg. Das soll sich jetzt ändern. In den Startlöchern für die kommende Saison steht der Kärcher RCX 6 – ein kabelloser Mähroboter, der mit der bewährten Kombination aus satellitengestützter RTK-Technik und visuellen Daten einer Dual-Kamera arbeiten wird.
Für wen ist der Kärcher RCX 6 geeignet?
Der neue Kärcher RCX 6 ist vorwiegend für große Rasenflächen von insgesamt bis zu 3000 m² geeignet und besitzt einen 5.000 mAh starken Akku. Eine Akkuladung soll lediglich für 50 Minuten Betrieb reichen, er lädt jedoch etwa genauso schnell wieder auf und arbeitet dann weiter. Durch seine RTK-Technik in Kombination mit einer Stereo-Kamera für eine Art räumliche Wahrnehmung kommt der Kärcher Mähroboter im Betrieb ohne ein Begrenzungskabel aus.
Das hat nicht nur Vorteile bei der Installation und Wartung, sondern auch, wenn sich die Gegebenheiten im Garten einmal ändern. Unter Bäumen, an Hauswänden oder anderen Bereichen, wo das Satelliten-Signal zu schwach wird, können die Kameras den reibungslosen Betrieb weiterhin gewährleisten. Auch für die Hinderniserkennung sind die beiden Kameras an der Front gepaart mit künstlicher Intelligenz essenziell. Ähnliche Modelle schnitten in eigenen Tests ausgesprochen gut ab.
Der Aufbau ähnelt dem eines klassischen Mähroboters, der Kärcher RCX 6 hat jedoch einen Allrad-Antrieb. Zwei große Antriebsräder an der Front werden durch ein drittes, freischwingendes Hinterrad ergänzt. Damit soll er Steigungen von bis zu 70 % bewältigen können, was derzeit am oberen Rand des Angebotsspektrums liegt. Die Schnittbreite des Mähwerks soll bei 35 cm liegen, was über zwei leicht versetzte Mähteller erreicht wird. Die Schnitthöhe kann zwischen 20 und 100 mm über die zugehörige App je nach Gartenzonen individuell eingestellt werden.
Mit dieser sehr hohen Spanne wäre Kärcher führend. Bestimmte Einstellungen können auch über das eingebaute LCD-Display vorgenommen werden. Eine Einbindung in das eigene Smart-Home und Sprachsteuerung über Amazon Alexa sowie Google Home ist ebenso geplant.
Mähroboter-Markt fest in chinesischer Hand
Der neue Kärcher Mähroboter hat eine solide, bewährte Grundausstattung und damit ein sehr breites Einsatzgebiet. Als besonderes Merkmal kann man die hohe Schnittbreite und Schnitthöhen-Differenz anführen. Ansonsten ist ein Allrad-Antrieb gerade für unebene Flächen sehr vorteilhaft. Die dadurch hohe Steigungsfähigkeit von bis zu 70 % ist ebenfalls nicht üblich. Er tritt damit allerdings gegen den beliebten Mammotion Luba 2 an, der ebenfalls durch seinen Allrad-Antrieb überzeugen kann und deutlich günstiger ist.
Doch was rechtfertigt den recht hohen Preis von über 3000 EUR? Und kann ein auf diesem Markt unerfahrener Hersteller wirklich mithalten? Für uns steckt die Antwort im Detail und man kann sie eigentlich erst hinreichend beantworten, wenn erste Test-Geräte im Umlauf sind. Eigentlich – denn in diesem Falle scheint das anders zu sein.
In den vergangenen und gerade in diesem Jahr zeigte sich eine Entwicklung deutlich: Die europäischen Firmen, allen voran Husqvarna als ehemaliger Marktführer für Mähroboter, liegen technisch deutlich hinter der Konkurrenz aus Fernost. Mit der rasanten Entwicklung und der Produktion neuer Modellreihen konnte man einfach nicht mithalten. In der Praxis zeigt sich das vorwiegend bei der Hindernisvermeidung über optische Sensoren, bei der es derzeit keine einzige Lösung europäischer Firmen gibt, die mithalten kann.
Einzig Einhell brachte mit der Freelexo Cam Reihe entsprechende Modelle, die bei Nutzern jedoch häufig nicht überzeugen und lediglich größere Objekte erkennen konnten. Die Produktion lag hier ebenfalls in China. Andere Hersteller, wie EEVE aus Belgien, konnten sich im Massenmarkt und bei Durchschnittsverbrauchern bisher nicht etablieren. Husqvarna, Gardena, Zucchetti bzw. Ambrogio oder auch Stiga verzichteten bisher gänzlich auf optische Sensoren. Von Bosch oder Stihl gibt es nicht einmal kabellose Modelle.
Dabei sind diese Sensoren nicht nur für die Hinderniserkennung unvermeidbar, sondern auch für den RTK-Ausfallschutz, der das Einsatzgebiet der Geräte und deren Zuverlässigkeit deutlich erweitert. Zwar setzt Stiga hier auf eine alternative Technik für den Ausfallschutz, die aus unserer Sicht jedoch nicht ganz gleichwertig ist. Gerade auch die allgemeine Entwicklung hin zu modularen Gartenrobotern scheint bei den genannten Herstellern in weiter Ferne.
Wieso wird der neue Kärcher Mähroboter überzeugen?
Warum sollte nun also ausgerechnet Kärcher in diesem Markt überzeugen können? Dafür gibt es einen sehr einfachen Grund: Wir vermuten im Inneren nämlich keineswegs eine Eigenentwicklung, sondern den Orion X7 von Sunseeker. Sunseeker Tech ist bisher hauptsächlich auf dem US-Markt als Marke vertreten, konnte jedoch als Zulieferer offenbar hohe Marktanteile erlangen. So ist Sunseeker nach eigenen Angaben derzeit drittgrößter Mähroboter-Hersteller weltweit, gefolgt von der Husqvarna-Gruppe, zu denen auch Gardena gehört, und Positec an der Spitze, die für Worx und Kress produzieren. Die Geräte von Sunseeker werden in China und Vietnam produziert – insgesamt 2 Millionen Roboter werden jährlich abgesetzt.
Was lässt auf den Orion X7 von Sunseeker schließen? Zunächst fallen die Ladekontakte an der Front auf, die typisch für Sunseeker und so bei keinem anderen Hersteller zu finden sind. Auch die Kamera-Einheit und der Antrieb sehen identisch aus. Das aktiv angetriebene dritte Rad ist so ebenfalls nur bei Sunseeker zu finden. Das Profil besteht aus einem sehr weichen Gummi, was in der Praxis einige Vorteile haben könnte.
Als Nächstes bestätigt der Blick auf die technischen Daten den Verdacht: Neben der Navigations-Technik, der Flächenleistung und der Steigung hat auch das Mähwerk dieselben Parameter. Es wäre auf diesem Markt ein doch sehr ungewöhnlicher Zufall, den wir definitiv ausschließen würden, wenn der Kärcher RCX 6 doch eine Eigenentwicklung wäre. Der Orion X7 schneidet bei Experten im Kurztest allerdings ausgesprochen gut ab. Bei der Entscheidung, mit diesem Erstausrüster (OEM) bzw. Zulieferer zu arbeiten, scheint Kärcher also nicht danebenzuliegen.
Doch lässt Kärcher hier keinerlei Eigenleistung einfließen? Das lässt sich natürlich bisher nicht mit Bestimmtheit sagen, wir gehen jedoch stark davon aus, dass man die Software entsprechend optimieren möchte. Denn so gut und fortschrittlich die Hardware bei chinesischen Herstellern ist, so unausgereift kommt häufig die Software daher – zumindest was die zahlreichen Start-ups zum Marktstart ihrer Modellreihen im Jahr 2024 angeht.
Das liegt mitnichten am Können, als vielmehr an unterschiedlichen Philosophien in der Produktentwicklung. Keines dieser Start-ups verharrt in diesem Zustand. Bei allen Herstellern wird intensiv entwickelt und Verbesserungen werden rasant über zahlreiche Updates eingespielt. Das geschieht jedoch häufig erst nach Marktstart, zum Unmut mancher Nutzer.
Fazit: Spannender Ansatz und vielversprechendes Produkt
Hier könnte man also ansetzen: Ausgereifte Hardware eines der Top-Hersteller durch Softwareoptimierungen vor Marktstart weiter verbessern und unter der eigenen Marke vertreiben. Vorteile hätte man dann bei der hierzulande üblichen After-Sales und Produktentwicklungs-Politik und kann das bereits vorhandene Händler-Netzwerk für Beratung und den Vertrieb nutzen. Die Software des Orion X7 scheint dabei bereits deutlich über dem Niveau gängiger Start-ups zu liegen und ist somit eine hervorragende Basis für weitere Optimierungen.
Aus unserer Sicht ist das ein sehr spannender Ansatz. Bereits im Vorfeld hatten wir auf genau diese Möglichkeit als Konzept für einen europäischen Hersteller spekuliert, denn es ist der derzeit einzige, noch sinnvolle Weg für hiesige Quereinsteiger, um den Anschluss in diesem Markt nicht gänzlich zu verlieren.
Nun wird allerdings auch Sunseeker den deutschen Markt mit seiner eigenen Marke im kommenden Jahr betreten und den Orion X7 als fast baugleiches Produkt zu einem deutlich günstigeren Preis anbieten. Kärcher muss sich hier also mit dem RCX 6 beweisen und wird das vermutlich über eine eigene Software und die weiteren Vorteile dieser bereits langjährig etablierten Marke versuchen.
Video: Kärcher’s neuer High-End Mähroboter mit GPS
Beitragsbilder: © Kärcher, Sunseeker
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